
Gemeindepädagoge/-pädagogin, ein kirchlicher Beruf
In den gemeindepädagogischen Arbeitsfeldern sind mehrere kirchliche Berufsgruppen tätig: Pfarrer/innen, Mitarbeitende in den kirchlichen Tageseinrichtungen und Seniorenzentren und Kirchenmusiker/innen. Diese Berufsgruppen sind mit einem Teil ihrer Aufgaben gemeindepädagogisch tätig.
Die vom Rat der EKD (Evangelischen Kirche in Deutschland) 1996 herausgegebene Berufsbildungsordnung stellt fest, dass Gemeindepädagoginnen / Gemeindepädagogen und Diakoninnen / Diakone im Kern gemeindepädagogischen Handelns tätig sind. In der Bezeichnung Diakon klingt die sozial-hermeneutische bzw. theologisch-diakonische Qualifikation stärker an. In der Bezeichnung Gemeindepädagogin sind die theologisch-pädagogische Qualifikation und der Bildungsauftrag präsent.
Gemeindepädagogin / Gemeindepädagoge ist somit ein eigenständiger kirchlicher Beruf. Für diesen Beruf gibt es spezielle Hochschulstudien, in denen Pädagogik und Theologie praxisnah zu einer neuen Einheit werden. Daneben führen auch andere Ausbildungswege, wie das Studium der Sozialen Arbeit oder der Religionspädagogik, die Diakonenausbildung oder eine missionarische Ausbildung in das Berufsfeld Gemeindepädagogik.
Gemeindepädagoginnen und Diakoninnen sind hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit fester Verankerung in unserer Kirche (Kirchenordnung Artikel 46, 48).
Was tun Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen?
Die Einsatzmöglichkeiten sind breit gefächert; sie reichen von der Anleitung, Begleitung und Unterstützung Ehrenamtlicher bis zur Leitung von kirchlichen Einrichtungen.
Gemeindepädagogen und -pädagoginnen gestalten Bildungsprozesse. Sie regen -in Zusammenarbeit mit Pfarrer/innen, Kirchenmusiker/innen u.a.- Entwicklungsprozesse in den gemeindlichen Handlungsfeldern an; sie begleiten und fördern Menschen aller Altersstufen. Sie vermitteln Kindern Geborgenheit und Freiheit als Grunderfahrungen des Glaubens. Sie stehen im Dialog mit Jugendlichen, vertreten christliche Werte und Überzeugungen und leben ein glaubwürdiges Erwachsensein vor. Sie erreichen mit ihren Angeboten auch kirchenferne Erwachsene und gestalten zunehmend die Arbeit mit alten Menschen.
Gemeindepädagoginnen und Diakoninnen in den gemeindepädagogischen Handlungsfeldern vernetzen z.B. die gemeindliche Arbeit mit der ambulanten Pflege und der stationären Altenhilfe; sie machen Hausbesuche und bieten Seelsorge an. Sie bringen die Generationen miteinander ins Gespräch.
Einige gemeindepädagogische Fachkräfte haben besondere Beratungskompetenzen erworben, entweder durch eine entsprechende Schwerpunktsetzung im Studium oder durch gezielte Weiterbildung z.B. Supervision, Mediation, klientenzentrierte Gesprächsführung.
Andere haben sich auf besondere Zielgruppen spezialisiert. Beispiele: Sie nehmen den diakonischen Auftrag der Gemeinde an den Randgruppen der Gesellschaft wahr. Sie arbeiten - häufig zusammen mit diakonischen Trägern - mit Flüchtlingen und Aussiedlern, mit Arbeitslosen, mit gefährdeten und problembelasteten Menschen. Sie integrieren Menschen mit Behinderungen in die Gemeinde und organisieren bedarfsorientierte Angebote. Wieder andere sind mit gesamtgemeindlichen Aufgaben betraut, z.B. mit der Öffentlichkeitsarbeit oder mit der Moderation einer Leitbild- und Konzeptionsentwicklung. Gemeindepädagog/innen und bauen Brücken zwischen der Kerngemeinde und den weniger aktiven Gemeindegliedern. Ihre Arbeit reicht in ökumenischer Weite und ins gesamte Gemeinwesen hinein.
Hier sehen Sie eine Liste der möglichen Einsatzbereiche von Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen.
Das Aufgabenspektrum wird auch in der Ordnung für die Ausbildung und den Dienst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verkündigung, Seelsorge und Bildungsarbeit (VSBMO) vom 18. September 1997 beschrieben.
Was müssen Gemeindepädagoginnen/ Gemeindepädagogen können?
FELDKOMPETENZ IN KIRCHE
Gemeindepädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter üben ihren Beruf im Kontext ihrer Kirche aus. Als Christinnen und Christen suchen sie den Dialog mit Menschen aus verschiedenen Religionen, Kulturen und Milieus. Von ihrer Ausbildung her verbinden sie human- und sozialwissenschaftliche mit theologischen und religionspädagogischen Kenntnissen.
KOMMUNIKATIVE KOMPETENZ
Gemeindepädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begegnen Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Lebenslagen grundsätzlich mit Offenheit, Einfühlungsvermögen und Wertschätzung.Sie arbeiten professionell mit einem verlässlichen Beziehungsangebot. Sie kommunizieren das Evangelium lebensnah und verständlich in der jeweiligen Situation.
HANDLUNGSKOMPETENZ
Gemeindepädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter initiieren Bildungsprozesse im Raum der Kirche. Sie nutzen den Raum von Gruppen für gemeinsames Lernen und Handeln. Sie schaffen Räume für lebensfördernde Erfahrungen. Sie können organisieren und leiten. Sie integrieren die verschiedenen Gruppen und laden zur Mitgestaltung des Gemeindelebens ein. Ein Schwerpunkt ihrer Tätigkeit ist es, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu fördern. Sie planen und begleiten langfristige Entwicklungsprozesse in Gemeinden, Regionen und Kirchenkreisen.
SACH- UND FACHKOMPETENZ
Gemeindepädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten konzeptionell und zielgerichtet. Sie verfügen über pädagogische, gruppendynamische und beraterische Methoden sowie theologische Kompetenz. Sie nehmen zusammen mit anderen Mitarbeitenden Aufgaben der Lebensbegleitung und Seelsorge, der Bildung - namentlich der religiösen Bidlung - sowie Aufgaben in der Gestaltung des gottesdienstlichen Lebens wahr.
SELBSTREFLEXION
Gemeindepädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben einen professionellen Ansatz von Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion. Sie nehmen kollegiale Beratung und Supervision in Anspruch. Sie entwickeln -u.a. durch regelmäßige Fortbildung- ihre berufliche Identität und ihre persönliche Spiritualität kontinuierlich weiter.